Vier Elementar­phantasien

[…] Thierry Tidrows komplexer, überraschender und mit allerlei stilistischen Mitteln präparierter „Erdriese“ (nach Christian Morgenstern), der grummelt, schnauft und am Ende doch irgendwie niedlich bleibt.

Diese für Sopran Sarah Maria Sun geschriebenen Lieder sind Neuinterpretationen von Christian Morgensterns Elementarphantasien aus dem späten 19. Jahrhundert, in denen der exzentrische Dichter die vier Elemente mit tiefschwarzem Humor porträtiert. Anstatt die Elemente als prachtvoll und ehrfurchtgebietend darzustellen, schreibt Morgenstern jedem von ihnen typisch menschliche Untugenden wie Gier, Zorn, Eitelkeit oder gar Todestrieb zu. Auch wenn die Texte teils geckenhaft, ja albern daherkommen, sind sie von einem brutalen Unterton durchzogen, denn es wird beschrieben, wie jedes der Elemente die Menschheit vernichten will.

Da die Sängerin als Erzählerin fungiert, ist sie in der Lage die narrative Dynamik und Spannung zu großen Teilen selbst zu kontrollieren.Das verleiht den Stücken etwas sehr Theatralisches und erinnert im Ergebnis gleichsam an eine Kreuzung aus Kunstlied, Kantate und Oper.